Die bekannten Berufsbildungsmessen “Zukunft EN” gehen 2024 in eine neue Runde. Mit dem Ziel, Jugendlichen und Unternehmen eine Plattform für den gegenseitigen Austausch zu bieten, finden die Messen an zwei Terminen im September statt:
Am Donnerstag, den 12.09.2024, im Haus Ennepetal und
am Donnerstag, den 26.09.2024, auf dem Gelände der Lebenshilfe Witten e.V.
In diesem Jahr werden mehr als 3.500 Schülerinnen und Schüler aus dem gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis erwartet. Während die Messe in Ennepetal bereits ausgebucht ist, besteht für interessierte Unternehmen noch kurzfristig die Chance, einen Stand in Witten zu buchen.
Um die Bedeutung der Messen für die Region zu ergründen, haben sich Marja Jongenelen (Regionalagentur Mittleres Ruhrgebiet), Thomas Haensel (SIHK), Özgür Gökce (Märkischer Arbeitgeberverband) und Dr. Katja Fox (IHK Mittleres Ruhrgebiet) zu einem Interview mit Daniel Schlaack von der Wirtschaftsförderungsagentur Ennepe-Ruhr bereit erklärt.
Was ist Ihr Eindruck von den Messen der vergangenen Jahre?
Thomas Haensel: “Die Messe hat sich in den vergangenen Jahren sehr weiterentwickelt: Nach elf Jahren im Bus-Depot der VER wurde ein neuer Marktplatz der beruflichen Optionen im Haus Ennepetal gefunden. Und die zunächst pandemiebedingte Entscheidung – statt einer großen Messehalle zwei kleinere Standorte auszuwählen – hat sich als richtig erwiesen. Das regionale Messeangebot ist auf diese Weise kompakter geworden, was den Kontakten zwischen Unternehmen und interessierten Schülerinnen und Schülern zugutekommt.”
Dr. Fox: “Die Messe hat sich über die Jahre immer weiter an die aktuellen Bedarfe der Schülerinnen und Schüler und Unternehmen angepasst. Angefangen als überregionale Messe im großen Busdepot, findet sie nun in Form von regionaleren Formaten statt. Das schafft im Großen mehr Nähe! Und auch im Kleinen tut sich etwas an der „Nahbarkeit“, denn viele Unternehmen nutzen inzwischen schon die Chance, ihre eigenen Azubis sprechen zu lassen, um den Erstkontakt zu Schüler:innen zu erleichtern. Wir begrüßen diese Entwicklung der Unternehmen sehr, da wir mit dem Format der „IHK-Ausbildungsbotschafter“ einen gleich niederschwelligen Kommunikationsweg schaffen und Berufsbilder dadurch einfacher vermittelt werden. Mehr Nähe, weniger Distanz, ist ein guter Weg für Ausbildungsmessen.”
Marja Jongenelen: “Die angebotenen Ausbildungsberufe decken die Bedarfe der noch offenen Ausbildungsplätze in der Region Mittleres Ruhrgebiet. Somit wird die Messe vor allem von kleinen und mittleren Unternehmen dafür genutzt, ihr Ausbildungsangebot vorzustellen. Unversorgte Jugendliche sowie Jugendliche in der Berufsorientierungsphase nutzen die Messe, um sich über Ausbildungsberufe zu informieren und sich gegebenenfalls um eine Ausbildung zu bewerben. Die Messen der vergangenen Jahre wurden sowohl von Ausstellern als auch von den Jugendlichen sehr gut angenommen.”
Was hat Sie dazu bewogen, Partner unserer Messe zu werden?
Özgür Gökce: “Der MAV vertritt die Interessen von etwa 70 mittelständischen und großen Mitgliedsunternehmen der Metall- und Elektroindustrie im EN-Kreis. Daher ist es umso wichtiger, unsere Unternehmen bei der Fachkräftegewinnung zu unterstützen. Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre. Daher muss es unsere Aufgabe sein, Formate zur Gewinnung von Nachwuchskräften im Verbandsgebiet zu fördern. Nach unserer Erfahrung können kleinere, dezentrale Veranstaltungen hier wirkungsvoll sein. Aus der Perspektive der Jugendlichen ist die Aussicht auf einen Ausbildungsplatz derzeit sehr gut. Eine Ausbildung stellt die eigene Karriere auf eine solide Basis. Sie ist eine echte Alternative zum Studium, schließt den späteren Besuch einer Hochschule aber keinesfalls aus.”
Marja Jongenelen: “Unsere Aufgabe als Regionalagentur Mittleres Ruhrgebiet besteht im Aufbau und in der Pflege von Kooperationen und Netzwerken in der Region. Somit informieren und beraten wir Projektträger und Unternehmen über geplante Vorhaben des Landes in der Region. Als Sponsor dieser Messe unterstützen wir die verschiedenen Akteure bei der Umsetzung und nutzen die Gelegenheit, Unternehmen für die aktuellen arbeitsmarktpolitischen Programme des MAGS zu gewinnen.”
Thomas Haensel: “Wir halten unser Leistungsversprechen „GemeinsamFürSüdwestfalen“ ein: Wir stehen an der Seite unserer Mitgliedsunternehmen, beraten und unterstützen sie im Bereich „Wir bilden Menschen“ dabei, geeignete Auszubildende zu finden. Mit einer Vielzahl von Projekten – TecDays (für Achtklässler), Ausbildungsbotschaftende NRW (ab Klasse 9) oder Management AG (in der gymnasialen Oberstufe) – stellen wir Kontakte zwischen Schülerinnen und Schülern und den Unternehmen in der Region her. Beim sehr beliebten Angebot unserer Speeddatings geht es ebenso wie beim Projekt „Passgenaue Besetzung“ darum, vorrangig kleine und mittlere Unternehmen bei der Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten für freie Ausbildungsplätze zu unterstützen. Und genau diese Vielfalt zeigen wir auch auf der Messe, die Strahlkraft hat für die Region Märkisches Südwestfalen.”
Dr. Fox: “Wann immer es um das Thema Ausbildung in einer unserer vier Kammerstädte geht, darf die IHK Mittleres Ruhrgebiet nicht fehlen. Wir setzen uns für unterschiedliche Ausbildungs- und Matchingformate ein, die junge Menschen in der beruflichen Orientierung unterstützen und sie mit unseren Mitgliedsunternehmen in Kontakt bringen. Zusammen mit einem starken Partnernetzwerk unterstützen wir das Engagement der EN-Agentur sehr.”
Was sind Ihre Erwartungen an die diesjährigen Messen?
Marja Jongenelen: “Bei der diesjährigen Messe bieten wir mit der Fotobox ein niederschwelliges Beratungsangebot zu Ausbildungsberufen im handwerklichen sowie im MINT-Bereich an. Darüber hinaus hoffen wir auf einen konstruktiven Austausch mit den anderen Ausstellenden zu den Themen Weiterbildung und Inklusion.”
Thomas Haensel: “Wir wünschen uns vor allem zahlreiche und konstruktive Gespräche zwischen den Personalverantwortlichen, Ausbildenden und natürlich deren Auszubildenden mit den Besucherinnen und Besuchern der Messe. Bei aller Digitalisierung sind die persönliche Begegnung und das direkte Gespräch doch durch nichts zu ersetzen. Ausbildungsmessen in der Region sind wichtige Multiplikatoren: Die Unternehmen informieren nicht nur allgemein über das Thema duale Ausbildung, sie zeigen auch Karrierewege abseits von Schule auf und schaffen berufliche Perspektiven. Zudem wünschen wir uns natürlich auch, dass an den weiterführenden Schulen die Berufsorientierung den ihr zustehenden Raum einnimmt und die Jugendlichen gut vorbereitet zur Messe kommen. Auch Eltern sind als primäre Berufsberater ihrer Kinder immer willkommen bei „Zukunft EN“.”
Özgür Gökce: “Die Messen sollen nah an der lokalen Realität der Jugendlichen sein. So entstehen Kontakte zu Betrieben vor Ort, die dann auch in Ausbildung münden können. Aus Sicht der Unternehmen wünschen wir uns interessierte Jugendliche, viele Kontakte und eine wirkungsvolle PR-Plattform für die duale Ausbildung.”
Dr. Fox: “Wir wünschen uns viele interessierte Schülerinnen und Schüler, die ihre Chance nutzen, um sich auszuprobieren, ein Gespür für Ausbildungsberufe zu bekommen und mit Ausbilder:innen und Azubis ins Gespräch zu kommen. Nirgendwo sonst ist ein erstes Kennenlernen mit Unternehmen so einfach und niederschwellig wie auf einer Messe, und genau das sollten Jugendliche für sich nutzen.”
Haben Sie Anregungen für zukünftige Messen?
Thomas Haensel: “Interessant werden Ausbildungsmessen, wenn die Schülerinnen und Schüler ihren möglichen Traumberuf „erleben“ können, sei es im Gespräch mit jungen Auszubildenden oder durch praktisches „Begreifen“ vor Ort. Insofern wäre es gewinnbringend für die Besucherinnen und Besucher, wenn an den Ständen der Unternehmen etwas „passiert“ und zeigt: Ausbildung ist interessant und abwechslungsreich – ein Lebensgefühl, das auch durch unsere bundesweite wie regionale Ausbildungskampagne „Jetzt #könnenlernen“ transportiert wird. Da werden die sonst üblichen „Give-aways“ schnell zur Nebensache.”
Dr. Fox: “Wir wünschen uns, dass Unternehmen ein noch höheres Bewusstsein dafür entwickeln, wie wertvoll ein „interaktiver“ Messebesuch für Schülerinnen und Schüler ist. Sich mit kleinen Aktionen am Stand ausprobieren zu können, etwas selber herstellen zu dürfen und mit gleichaltrigen Azubis sprechen zu können, trägt nicht nur zu einer guten Berufsorientierung bei, sondern ist auch ein starkes Instrument für ein nachhaltiges Employer Branding.”
Die Wirtschaftsförderungsagentur Ennepe-Ruhr GmbH organisiert die Berufsbildungsmessen Zukunft EN im Auftrag des Ennepe-Ruhr-Kreises – seit 2009 ein Erfolgsmodell und wertvoller Treffpunkt für Unternehmen und zukünftige Fachkräfte. Dabei wird sie tatkräftig von der AVU, der Agentur für Arbeit Hagen, der Jugendberufsagentur, dem Ennepe-Ruhr-Kreis, der IHK Mittleres Ruhrgebiet, dem Märkischen Arbeitgeberverband, der Regionalagentur Mittleres Ruhrgebiet und der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen unterstützt.